Die Ortsgruppe Ammerland der Wasserwacht im BRK wurde in
einer Versammlung am 20.7.1956 im Gasthof Sailer in Ammerland,
aus der Notwendigkeit heraus, in Not geratenen Seglern zu
helfen und einen Wachdienst am Südlichen Freibadegelände
einzurichten, gegründet.
Bei der Gründungsversammlung wurde Herr Konrad Albert
Gra f von Pocci zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Am 09.09.1956 wurde das erste Motorrettungsboot zu Wasser
gelassen. Aus diesem Anlass wurde eine große Einweihungsfeier
mit Feldgottesdienst und Bootstaufe durch Inge Sebald, damals
noch Bäck - Hoffischer, durchgeführt. Das erste
Motorrettungsboot war beim Fischer Hirn untergestellt. Nachdem
dies aus Platzgründen nicht mehr möglich war, erhielt
die Ortsgruppe von Herrn Kühn die Genehmigung, das Rettungsboot
in seiner privaten Bootshütte unterzubringen. Da aber
hier die Einfahrt immer mehr versandete, war es auf Dauer
nicht mehr möglich, bei einem Einsatz das Rettungsboot
ordnungsgemäß einsatzklar zu bekommen.
Der damalige Ortsgruppenleiter, Herr Josef Huber, unternahm
daraufhin ganz erhebliche Anstrengungen, der Wasserwacht zu
einer eigenen Bootshütte zu verhelfen. Aus damaliger
Sicht bot sich nur eine Bootshütte auf dem Gelände
des sogenannten Biersteges am Ende des Kapellenweges an.Diesem
Ansinnen der Ortsgruppe traten ganz energisch die Anlieger
dieses kleinen Gemeindegrundstückes entgegen. So beschränkte
man sich auf den Bau eines Bootssteges. Aber auch dieser Wunsch
der Ortsgruppe konnte nicht verwirklicht werden.
Die Wasserwacht bekam nach vielem Bemühen eine provisorische
Unterkunft auf dem Seeufergelände des Herrn Komad Albert
Grafvon Pocci. Das war 1963. Bei dem Provisorium handelte
es sich um ein Pfostengestell, das mit Brettern und Dachpappe
überdacht war. Das Boot musste mit einem selbstgebauten
luftbereiften Bootswagen auf Betonplatten zu Wasser gelassen
werden.
Dazu waren bei Sturm (und da mußten die Aktiven ja bei
einem Rettungseinsatz mit dem Boot zu Wasser) mindestens 6
Leute notwendig. . Das waren 2 Mann Besatzung und 4 Aktive,
die das Boot halten mußten, bis der Motor abgekippt,
angeworfen und der Gang eingelegt war.
Trotz dieser Widrigkeiten gelang es der Wasserwacht oft, Menschen
aus Seenot zu retten und Bootsbergungen durchzuführen.
Im Jahre 1967 musste sich die Wasserwacht Ammerland abermals
um eine Bleibe für das Motorrettungsboot umsehen. Diesmal
war es dem Entgegenkommen des Herrn Baron von Schrenck - Notzing
zu verdanken, dass die Wasserwacht weiterhin einsatzbereit
blieb. Herr Baron von Schrenck-Notzing stellte der Wasserwacht
bis zum Jahre 1974 sein Bootshaus mit Hafen kostenlos zur
nterbringung des Bootes und der Ausrüstungsgegenstände
zur Verfugung. Gleichzeitig übernahm auch 1967 Max Huber
den Ortsgruppenvorsitz, nach dem sein Vater, Herr Josef Huber,
der seit 1959 die Geschicke der Ortsgruppe geleitet hatte,
in den Ruhestand trat, der Ortsgruppe aber noch nach wie vor
mit Rat und Tat zur Seite stand. In der Folge lösten
sich dann Jörg Zimber und Hartmuth Konold im Ortsgruppenvorsitz
ab.
Im Jahre 1970 richtete die Gemeinde Münsing an
der Nördlichen Seestraße einen Gemeindebadeplatz
ein. Nun galt es für die Wasserwacht, auch diesen Badestrand
mit zu betreuen. Es wurde ein zweites Rettungsboot, ein Semperitschlauchboot
mit einem 25-PS-Außenbordmotor, erworben. Das Boot und
die nötigen Ausrüstungen wurden in dem Anbau an
die dortigen An-/Umkleidekabinen untergebracht. Auch die Ausrüstung
für beide Badeplätze wurde immer mehr vervollständigt.
So wurden zwei Schwimmbretter gekauft, neue Schwimmwesten,
Flossen, Taucherbrillen usw. 1966 war bereits ein neues Motorrettungsboot
in Betrieb genommen worden, 1970 wurde ein neuer 55-PS-Außenbordmotor
gekauft.
Im Jahre 1974 pachtete der Ammerlander Segelclub das Hafengelände
des Herrn Baron von Schrenck - Notzing für seine Zwecke.
Ein Verbleib der Wasserwacht war nicht mehr möglich.
So musste wieder eine Unterstellmöglichkeit gesucht werden.
Das war aber jetzt erst recht nicht mehr so leicht. Nach Monaten
vergeblicher Suche wandte sich die Ortsgruppe an die Seenverwaltung
in Starnberg mit der Bitte um Zuweisung eines Uferstreifens
zur Errichtung einer eigenen Rettungsstation. Diesem Antrag
wurde stattgegeben und der Wasserwacht ein Streifen neben
dem Biersteg zur Errichtung einer Bootshütte zugewiesen.
Ende 1975 endlich konnte mit dem Bau begonnen werden. Die
meisten Arbeiten sind von den Aktiven selbst durchgeführt
worden. Bei einigen Problemen, so dem Einschalen, Betonieren
und Hochmauern der Fundamente, unterstützten mit viel
Hilfsbereitschaft und vor allem kostenlos Fachleute der Firma
Kühn und Herr Kühn selbst die Ortsgruppe. Das Holz
für die Hütte spendeten Waldbesitzer aus Ammerland,
Münsing, Holzhausen,Leoni und Buchsee, das von den Aktiven
in vielen freiwilligen Arbeitsstunden geschlagen, aufgearbeitet
und in das Sägewerk nach Ambach transportiert wurde.
Nur einige nicht selbst durchzuführende Arbeiten wurden
in Auftrag gegeben, so z.B. das Schlagen der Spundwände,
das Sägen der Stämme oder das Ausbaggern der Fahrrinne.
Gleichzeitig mit der Weihe der neuen Rettungsstation am 12.9.1976
wurde ein neues Motorrettungsboot in Betrieb genommen, ausgestattet
mit allem notwen digen technischen Gerät und einem neuen
115 PS-Außenbordmotor. Das alte Boot hatte bereits wieder
10 Jahre seinen Dienst versehen. Durch die nun fast optimalen
Voraussetzungen war die Wasserwacht nun für alle Fälle
gerüstet.
Bereits im Frühjahr und Herbst 1977 wurde die Ortsgruppe
bei extremen Stürmen voll gefordert und das neue Boot
konnte sich bewähren. Bei einem dieser Stürme ertrank
leider am 1.10.77 unser Kamerad Sepp Hirn bei einem abendlichen
Segelunfall. Die eingeleitete Suche mit Tauchern und einer
Unterwasserkamera war ergebnislos. n den folgenden Jahren
hatte die OG einen Mitgliederschwund zu verzeichnen, trotzdem
wurde mit ca. 30 Aktiven die Einsatzbereitschaft voll aufrechterhalten.
m Jahr 1978 wurde das Schlauchboot ausgemustert und durch
eine Sturmbootschale ersetzt. Bestückt wurde das Boot
mit dem noch vorhandenen 55 PS Außenbordmotor. Der Ausbau
des Bootes, mit Steuerstand, Sitzbank etc., wurde von den
Aktiven selbst durchgeführt. In der Vorstandschaft löste
Edi Huber den bisheri gen 1. Vorstand Hartmuth KonoId ab. 1979
wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Münsing
im Festzelt ein Tag der Wasserwacht mit Tombola veranstaltet.
Prominenter Gast war dabei der Ammerlander Humorist "Loriot".
1980 wurde die Rettungsstation in Eigenleistung um einen Toilettenanbau
vergrößere. Des weiteren wurde die Bootsaufhängung
neu gebaut, um künftig zwei Boote gleichzeitig aufziehen
zu können. Bei einem Großeinsatz am 16.8.85 war
die Ammerlander Wasserwacht zusammen mit Polizei, Feuerwehr
und einem Rettungshubschrauber bei insgesamt 8 Bootsbergungen
von gefordert. Leider wurde an diesem Tag das kleine Rettungsboot
durch eine Sturmwelle an die Uferbefestigung geworfen und
dabei erheblich beschädigt.
1986 nahm eine Gruppe der Ammerlander Wasserwacht mit dem
großen Boot an einer Katastrophenschutzübung des
Landkreises am Sylvensteinstausee teil. Annahme bei der Übung
war der Absturz eines Flugzeuges und ein dadurch ausgelöster
Waldbrand.
Zu einem echten Katastropheneinsatz kam es am 14.6.88, als
in Höhe Seeheim ein amerikanischer Armeehubschrauber
nach einem Tiefflug in den See stürzte. Der Copilot wurde
aus der Maschine geschleudert und von einem Segler gerettet,
der Pilot wurde aber mit in die Tiefe gerissen. Zur Suche un d Bergung des Hubschraubers wurde neben der Wasserwacht,
Polizei und der US- Army , eigens ein Hochseebergungsunternehmen
aus den USA eingesetzt. Nach einer Woche konnte der Pilot
durch die Unterwasserkamera unserer Rosenheimer Wasserwachtkameraden
geortet und von Tauchern aus ca. 65 Metern Tiefe geborgen
werden. Die Rettungsstation der Ammerlander Wasserwacht diente
der US-Army als Einsatzzentrale. 1989 übernahm Hubert
Kühn den Vorsitz der OG Ammerland. Unter seiner Führung
wurde die Ortsgruppe spürbar belebt. Heute zählt
die Ortsgruppe mehr als Einhundert aktive und fördernde
Mitglieder und ist ein fester Bestandteil der örtlichen
Gemeinschaft.
Im Sommer 1989 fand in der Gemeinde Münsing das ARD-Spiel
"Spiel ohne Grenzen" statt. 12 Mitglieder der Wasserwacht
kämpften damals mit um den Sieg der Münsinger Mannschaft.
Gleichzeitig zum Spiel ohne Grenzen konnte nach langwieriger
Reparaturzeit und der Anschaffung eines neuen 65 PS Außenbordmotors
das kleine Rettungsboot wieder in Betrieb genommen werden.
Am 27.5.90 wurde dem Boot "Ammerland II" im Rahmen
einer kleinen Feier der kirchliche Segen erteilt. In all den
Jahren wurde die Ausbildung der Aktiven weiter verbessert.
So wurden u.a. jährlich Herz- Lungen- Wiederbelebungs-Kurse,
Funkausbildungen, Rettungsschwimmkurse und die Technik von
Bootsbergungen durchgeführt. Im Winter treffen sich die
Aktiven jede Woche zum Schwimmtraining im Ascholdinger Hallenbad.
Einige Aktive unterzogen sich der 1 1/2-jährigen Ausbildung
zum Rettungstaucher. Über 25 Aktive erwarben den Motorbootführerschein.
Voraussetzung für diese Kurse ist der Erwerb des Rettungsschwimmabzeichens
in Silber und eine abgeschlossene Sanitätsausbildung,
für die alleine 50 Ausbildungsstunden aufgebracht werden
müssen. Neben dem Rettungsdienst ist der Natur- und Gewässerschutz
eine der vordringlichen Aufgaben der Wasserwacht. Unter dem
fachkundigen und gut ausgebildetem Naturschutzwart Thomas
Wendler, überwacht die Wasserwacht das Ostufer des Starnberger
Sees zwischen Ambach und Leoni. Im Frühjahr jeden Jahres
wird durch die OG ein Ramadama am Freibad und am Gemeindebadeplatz
durchgeführt. Dabei muss immer wieder eine große
Menge Müll beseitigt werden. Es muss noch angefügt
werden, dass die heutigen Aktiven noch immer den gleichen
Idealismus besitzen, wie die Kameraden aus der Gründerzeit,
und dass ohne diesen Idealismus trotz hohem technischen Ausrüstungsstand
der Wasserwachtdienst von heute nicht möglich wäre.
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